Sonntag, 10. Juli 2011

Impfung gegen Nikotinsucht - Zigarettung in Sicht?

Im 20. Jahrhundert starben weltweit ca. 100 Millionen Menschen an den Folgen der Tabaksucht. Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit bis zu einer Milliarde Todesfälle im 21. Jahrhundert, alleine in 2011 mit 5 Millionen. In Deutschland betrifft die Sucht 35% der Männer und 25% der Frauen. Viele von Ihnen haben schon zahlreiche erfolglose Versuche hinter sich, mit dem Rauchen aufzuhören. In Eigenregie ist der Entzug sehr schwer bei hoher Rückfallquote, da nur etwa 5% länger als ein Jahr abstinent bleiben. Mit Beratung, Verhaltenstherapie und Medikamenten, wie zum Beispiel Psychopharmaka, Champix oder Zyban kann die Erfolgsquote bis zu 25% gesteigert werden, was leider auch bedeutet, dass 75% langfristig scheitern.

Ein großer Hoffnungsträger war und ist immer noch der Champix-Wirkstoff und Nikotinrezeptor-Partialagonist Vareniclin, mit dem sich eine relativ hohe Abstinenzrate erzielen lässt. Allerdings ist auch hier die Rückfallquote hoch und es häufen sich die Meldungen über starke und teils sehr gefährliche Nebenwirkungen von Vareniclin, die auch immer wieder Thema dieses Blogs sind.

Ein völlig neues Entwöhnungsmittel soll die Impfung gegen Nikotinsucht sein, die sich allerdings noch in der Erprobungsphase befindet. Zahlreiche große Pharmaunternehmen erforschen die Möglichkeiten solcher Vakzine mit großem Marktpotential. Während zum Beispiel Vareniclin die Nikotinrezeptoren im Gehirn besetzt und damit das Andocken des Suchtstoffes verhindert, basiert die Impfung auf Produktion von Nikotinantikörpern im Blut, die das Nikotin binden und nicht die Blut-Hirn-Schranke passieren können. Somit gelangt nur ca. ein Drittel des Nikotins ins Gehirn und zu den Nikotinrezeptoren, wodurch weniger Dopamin ausgeschüttet wird und damit auch das Rauchverlangen abnimmt. Erste Untersuchungen verliefen erfolgreich, jedoch ist nicht von einem Wundermittel auszugehen, mit dem das Rauchen einfach und zu 100% dauerhaft beendet werden kann. Es bleibt abzuwarten, was weitere Studien ergeben und welche Nebenwirkungen solche Entwöhnungstherapien nach sich ziehen.

Quelle:
DocCheck News vom 25.02.2011: Wenig Hoffnung auf Zigarettung

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