08. und 09.06.2007
Ich nehme weiterhin täglich meine zwei Pillen Champix à 1 mg ein und habe nun seit 10 Tagen nicht mehr geraucht. Noch kein Grund stolz zu sein. Nach 3 Wochen Einnahme des Medikaments möchte ich mir ein erstes Urteil erlauben:
Champix ist absolut kein Wundermittel, sondern eher ein Hilfsmittel. Mit dem Rauchen aufzuhören, bleibt Kopfsache!
Der enthaltene Wirkstoff Vareniclin scheint meine Nikotinrezeptoren im Gehirn vollständig besetzt zu haben, was sich vor allem darin äußert, dass der Zigarettenrauch anderer nicht besonders gut riecht. Bereits nach den ersten Tagen der Einnahme und vor der letzten Zigarette hatten die Kippen ja auch schon einen veränderten Geschmack.
Andere Champixtester berichten, dass sie plötzlich wie von alleine mit dem Rauchen aufgehört hätten. Bei mir war das nicht so und die letzte Zigarette am 29.05. war eine reine Willensentscheidung.
Als Nebenwirkung trat bei mir während der letzten 3 Wochen vor allem Übelkeit auf, vermehrt zu Beginn der Behandlung. Ansonsten nehme ich meine Träume etwas intensiver wahr, jedoch hatte ich keine Alpträume oder Schlafstörungen. Fetter bin ich bisher auch noch nicht geworden, da ich nun wieder Sport treibe und meine Ernährung umgestellt habe. Ich esse jetzt mehr Salat und Früchte, insgesamt weniger Kohlenhydrate und keine Süßigkeiten, auch wenn ich über letztere gerade mal wie ein wildes Tier herfallen könnte. Schokolade ist halt auch ein Glücklichmacher und wäre eine gute Ersatzdroge.
Positiv werte ich an Champix, dass es tatsächlich hilft, der Sucht - insbesondere in Stressmomenten oder den typischen Rauchersituationen – besser zu widerstehen, da es die Entzugserscheinungen tatsächlich mildert. Von daher fällt der Rauchstopp und die Nikotinentwöhnung unter Champix wirklich leichter als im kalten Entzug.
Champix soll ich nach Vorschrift noch 9 weitere Wochen einnehmen und besonders spannend wird es nach der Behandlung. Will ich nicht mehr oder wieder rauchen oder bin ich dann von Champix abhängig? Dem Wirkstoff Vareniclin wird ja ein leichter Suchtfaktor nachgesagt, wenn auch viel geringer als der von Nikotin. Womöglich kann ich der Vareniclin-Sucht dann nur mit Zigaretten bekämpfen. Wir werden sehen…
Über etwas macht man sich allerdings doch von Zeit zu Zeit Gedanken und das sind die eventuellen Langzeitnebenwirkungen. Das Medikament wurde in 2006 in den USA unter dem Namen Chantix zugelassen und ist seit 2007 in der EU mit dem Namen Champix erhältlich. Trotz aller Studien über die gute Wirksamkeit können noch keine Langzeitstudien vorliegen, die Auskunft über etwaige Nebeneffekte in 10-15 Jahren geben. Ich möchte hier keine Paranoia machen und außerdem müssten diese Nebenwirkungen erstmal die von Nikotin übertreffen.
Dennoch sollte man der Pharmaindustrie mit ihren Produkten und Aussagen nicht blind Glauben schenken, da es sich ja um ein fettes Geschäft handelt. Das ist beim Champix-Hersteller Pfizer nicht anders, wie der im Folgenden zusammengefassten Pressemeldung aus der Frankfurter Rundschau von letzter Woche zeigt:
Der Regierung von Nigeria verklagt den weltgrößten Pharmakonzern Pfizer auf 7 Milliarden Dollar Schadensersatz, wegen Verletzung grundlegender Ethikstandards. In 1996 habe das Unternehmen bei einer Meningitis-Epidemie das Medikament Trovan an Kindern getestet, ohne dass die Eltern über etwaige Nebenwirkungen aufgeklärt worden seien. Das Medikament hätte aufgrund zuvor bekannter Nebenwirkungen auf keinen Fall Kindern verabreicht werden dürfen und habe in der Folge zu mehreren Todesfällen geführt. Der Pharmakonzern bestreitet diese Vorwürfe. In Deutschland wurde Trovan 1998 zugelassen, jedoch nach einem Jahr wieder vom Markt genommen, da es die Leber schädigt.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 06. und 07. Juni 2007, Seite 12
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