Ich rauche seit nunmehr fast 30 Jahren 17-25 Zigaretten pro Tag, von morgens bis abends, bei der Arbeit und in der Freizeit, gleich ob erkältet oder nicht… Es gibt ja genügend Anlässe sich genüsslich eine anzuzünden.
Dass die ganze Raucherei schädlich ist und bla bla brauchen wir ja nicht weiter zu erörtern.
Aktuell auch in aller Ohren die öffentliche Diskussion über rauchfreie Gaststätten, Gefahren des Passivrauchens. Rauchen kostet außerdem jede Menge Kohle. Aus dem einen und anderen Grund befinden sich viele von uns Rauchern in einem Gewissenskonflikt: die Kenntnis der Schädlichkeit und das Problem der eigenen Sucht nicht so leicht entkommen zu können.
Mir persönlich geht auf jeden Fall das militante Gequatsche von Nichtrauchern gehörig auf den Wecker. Die gepeinigten Passivraucher sollte man sehr wohl respektieren, trotzdem nervt das hohe Niveau des Jammerns! Ich denke, dass jeder Mensch frei ist, selbst zu entscheiden, ob er raucht oder nicht und dass es hierfür keine zu strengen gesetzlichen Restriktionen geben darf. Die Realität beweist, dass Menschen immer zu Genussmitteln greifen werden, gleich ob legal oder illegal. Aufklärung für junge Menschen und Unterstützung für Suchtabbrecher bringt hier auf Dauer mehr als Stigmatisierung oder gar Kriminalisierung!
Ich meine, dass Zigaretten sehr wohl schmecken können, da Tabak, ähnlich wie z.B. Kaffee, über ein ausgesprochen starkes und einmaliges Aroma verfügt, wohl einer der Gründe, warum sich Tabak so großer Beliebtheit erfreut. Leider stellen sich nach fast 30 Jahren Qualm auch die ersten Gesundheitsprobleme ein, sei es Kurzatmigkeit, chronische Halsentzündungen oder das zeitweise leichte Stechen in der linken Brust. Was soll ich erzählen, wissen wir ja ohnehin alle um was es geht…Gesundheit und Krankheit oder Leben und Tod.
Zwei letztendlich gescheiterte Rauchentwöhnungen habe ich hinter mir:
Vor ca. 5 Jahren im kalten Entzug, der allerdings relativ einfach war, da ich in jener Zeit absolut stressfrei lebte. Die Nichtraucherphase dauerte fast ein Jahr, jedoch habe ich eines Tages nach einem Punsch eine einzige Kippe gepafft und schon war ich wieder im Teufelskreis gefangen. Einmal Raucher immer Raucher war das schwache Resultat.
Eine außergewöhnliche Geschichte der Rauchentwöhnung erlebte ich vor ca. 2,5 Jahren. Bekannte aus dem Norden erzählten mir von einem Wunderheiler bei Oldenburg und überredeten mich, diesen Herrn aufzusuchen. Ich fuhr die ca. 500 km zum Besuch zusammen mit meiner Frau Mutter, die auch seit ca. 50 Jahren rauchte. Auf dem Weg dorthin haben wir zusammen nochmals den Wagen richtig zugequalmt und kamen dann stinkend zu unserem Wunderheiler. Ein älterer, zwischenzeitlich verstorbener Herr, der zum Glück kein esoterisches oder religiöses Auftreten hatte. Er war sachlich und behandelte uns mit Handauflegen auf Kopf und Stirn, sagen wir mal eine Art Reiki mit Berühren.
Wir bezahlten schlappe € 20,- pro Person und waren nach ca. 20 Minuten fertig mit der wundersamen Heilung.
Ich halte alternative Behandlungen zwar für grundsätzlich interessant, stehe aber den Dingen sehr kritisch gegenüber und so auch dieser Behandlung. Tatsache ist jedoch, als meine Mutter und ich wieder in den verqualmten Wagen stiegen, hatten wir keinerlei Bedürfnis zu rauchen. Wie uns auch der Wunderheiler erklärt hatte, ließ die Wirkung der Behandlung innerhalb der folgenden 4 Wochen langsam nach. Man konnte den Mann dann nochmals besuchen, aber grundsätzlich ist auch ein starker Willen dem Rauchen ein Ende zu setzen erforderlich.
Meine Mutter hatte damals das erste Mal versucht, die Finger von den Kippen zu lassen und dies mit großem Erfolg, denn sie ist seitdem rauchfrei. Ich bin leider schon nach drei Wochen Berufsstress gescheitert und seit dem qualmt es wieder aus allen Rohren und mein Geschmack erinnert häufig an Aschenbecher.
Den tollen Urlaub zur Rauchentwöhnung inkl. Massage, Sport etc. kann ich gerade mal nicht machen und das Arbeitsleben bleibt spannend bis angespannt. Ich kann nicht mehr und mehr rauchen und nun habe ich das erste Mal zu einem neuartigen Medikament gegriffen:
CHAMPIX
Klingt irgendwie nach Champagner, schmeckt nur nicht so...
Vor ca. 1 Jahr las ich einen ersten Artikel über dieses Lifestyle Medikament, das seit dem 1. März 2007 in Deutschland vom Pharmakonzern Pfizer vertrieben wird. Über die Nebenwirkungen habe ich mich im Internet informiert und mir das Medikament von einer Lungenfachärztin verschreiben lassen. Am Rand dieses Blogs werde ich eine Linksammlung anlegen, wo Ihr Euch über Produkt, Wirkungsprinzip, Nebenwirkungen etc. informieren könnt.
Das grundätzliche Wirkungsprinzip, dass der Wirkstoff Vareniclin die Nikotinrezeptoren im Gehirn besetzt und dies die Lust und Sucht auf das Rauchen verringert, ist neuartig im Vergleich zu anderen Medikamenten zur Raucherentwöhnung. Wie die Doppelstudien zeigten, halten sich die Nebenwirkungen in Grenzen, allerdings weiß natürlich bisher keiner etwas über die Langzeitwirkungen nach vielleicht 10-15 Jahren. Das Restrisiko bleibt eben auch hier, genauso wie beim Rauchen, und unter dem Strich ist es wahrscheinlich, dass die Vorteile der Nikotinfreiheit überwiegen.
Ich gehe davon aus, dass letztendlich der Wille zum Aufhören dennoch stark gefragt ist, denn sonst wäre es wohl zu einfach. Im Folgenden werde ich über meine täglichen Erfolge oder Misserfolge mit dem Pharmaprodukt berichten. Vielleicht wollt Ihr es ja dann auch ausprobieren oder nie…
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